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"Wir sind geboren worden unter der Bedingung,
daß wir das sein sollen, was wir sein wollen."
Giovanni Pico della Mirandola, Über die Würde des Menschen,
Stuttgart 2009, S. 13

 


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Wolf Singer im Interview

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Vortragsmodule:
Warum Arbeit?
Was ist Zeit?
Ethische Grundpositionen
Vom Sinn des Lebens – eine philosophische Betrachtung
Globalisierung und der Traum vom Weltbürger
Das Problem der Freiheit
Politische Philosophie
Menschenbilder – was ist der Mensch, was ist er wert?
Das Religionsproblem – vom Wissen und vom Glauben
Hier und Jetzt – eine philosophische Gegenwartsanalyse
Mann versus Frau – eine philosophische Synthese
Vom Glück – auf den Spuren philosophischer Glücksvorstellungen
Denkfiguren des Todes – ars moriendi
Über Freundschaft – eine philosophische Zusammenschau
u.v.m.

Warum Arbeit?
Arbeit bestimmt unser Leben. Arbeit kann als notwendiges Übel betrachtet werden, sie kann andererseits auch zur sogenannten Selbstverwirklichung beitragen und Anerkennung bringen. Was bedeutet uns Arbeit? Entfremdet sie oder befreit sie? Ist es eine gottgewollte Folge des Sündenfalls?
Arbeit gilt als Gegensatz zur Muße und Freizeit. In dialektischer Manier macht erst die Arbeit die Freizeit und Freiheit süß. Arbeit gilt als identitätsstiftend. Die Arbeitslosen sind von dieser Dialektik ausgeschlossen: Keine Arbeitszeit heißt auch keine Freizeit.
Wer arbeitet wie viel und bekommt wie viel? Wie begegnet der Staat dem Arbeitsproblem? Wie verändert sich die Arbeitswelt? Was bedeutet das Herstellen und die Technik für den Menschen selbst? Welche Rückwirkungen haben die von uns geschaffenen Produkte für unser Selbstverständnis? Wie könnte die Zukunft der Arbeit aussehen?
In einer philosophischen Analyse soll der Begriff "Arbeit" näher durchleuchtet werden. Der Mensch als tätiges Wesen wurde von Aristoteles über Adam Smith und Karl Marx bis zu Hannah Arendt, Günther Anders und Peter Sloterdijk thematisiert.
Der Mensch muss schaffen und sich schaffen - das scheint die conditio humana und auch der Weg zum Sinn.
„Die Arbeit ist eine Schmach, weil das Dasein keinen Werth an sich hat.“
(Friedrich Nietzsche, Fünf Vorreden zu fünf ungeschriebenen Büchern. 3. Der griechische Staat. Vorrede. In: Sämtliche Werke, Kritische Studienausgabe Band 1, hg. von G. Colli und M. Montinari, München 1999, S. 765)

Was ist Zeit?
„Der Herr hat die Menschen aus Erde erschaffen und lässt sie wieder zu ihr zurückkehren. Gezählte Tage und eine bestimmte Zeit wies er ihnen zu...“ Sir 17, 1f
Wir leben in Raum und Zeit. Was aber bedeutet unser ,Sein’ in der Zeit? Viele Philosophen haben sich diesem Problem gewidmet, lange bevor Time-Manager das Feld besetzten. Zeit ist Geld und daher sind Beschleunigung und Wachstum Grundpfeiler unseres Lebens und Wirtschaftens. Unsere Kultur verdient somit auch das Gestresst-Sein. Selbst die biologische Uhr tickt. Aber die Sehnsucht bleibt: nach Ruhe, nach der Fülle der Zeit und dem Augenblick, der ewig währt.
Was ist Zeit? Vergangenheit – Gegenwart – Zukunft: Ist das alles? Wie empfinden wir die verschiedenen Zeiten, die verschiedenen Lebensalter? Können wir die Zeit verzögern? Was könnte Ewigkeit bedeuten? Und schließlich: Sollte man sich überhaupt für diese Fragen Zeit nehmen?

Ethische Grundpositionen – heiligt der Zweck die Mittel?
„ ... und ein Herz zum Denken gab er ihnen. Mit kluger Einsicht erfüllte er sie und lehrte sie, Gutes und Böses zu erkennen.“ Sir 17, 6f
Das Nachdenken über gut und böse ist ein menschliches Privileg. ,Was soll ich tun?’ – lautet die berühmte Frage von Immanuel Kant. Gibt es Richtlinien für menschliches Handeln? Genügt ein reines Gewissen? Weist die menschliche Vernunft den Weg oder doch vielleicht das Herz, die Intuition?
Die wichtigsten ethischen Grundpositionen der philosophischen Tradition werden vorgestellt und an praktischen Beispielen diskutiert.

Vom Sinn des Lebens – eine philosophische Betrachtung
Der Begriff ,Sinn’ – ein großes Wort – hat viele Bedeutungen. Meist assoziiert man damit den Sinn des Lebens: Es ist die Frage nach dem Weg des Lebens, dem Ziel auf das man zusteuern soll.
Wir entdecken, dass in der Natur alles nach einer großen Zweckmäßigkeit gestaltet ist und meinen, dass auch unser Leben einen Zweck, einen Sinn haben muss.
Der Mensch braucht Sinn. Die Sehnsucht des Menschen ist es, Wert zu haben, etwas zu bedeuten, Abdrücke und Spuren zu hinterlassen, eingebettet zu sein in ein ,sinn-volles’ Ganzes. Die Religionen können derartiges bieten. Gibt es auch ohne Glauben und Gott einen Sinn? Wofür lohnt es sich zu leben? Und: Hat es einen Sinn die Sinnfrage zu stellen, oder ist nicht gerade dadurch die Sinnkrise vorprogrammiert?

Globalisierung und der Traum vom Weltbürger
Jedes Zeitalter hat seine Besonderheiten. Wir werden überhäuft mit schicksalshaften Rufen, die die Globalisierung beschwören. Alles ist vernetzt und international verflechtet. Das Globale wird zunehmend zur Belastung. Migrationsströme stellen die Welt ebenso vor Probleme wie die wirtschaftlichen Macht- und Kapitalkomplexe. Vielleicht könnte das Zusammenwachsen andererseits auch Freiheit, Gleichheit, Frieden, Toleranz und Aufklärung bewirken.
Was heißt es auf einem ,Globus’ zu leben? Können und sollen wir zu Weltbürgern werden? Schon in der griechischen Antike wurde dieser Traum geboren. Sind der Kosmopolit und die ,Vereinten Nationen’ die Zukunft des Planeten? Ist das Grenzenlose erstrebenswert? Wie viel Heimat und wie viel Globalisierung ist vonnöten?

Das Problem der Freiheit
Sind wir wirklich frei?
Diese Frage hat seit jeher viele Denker beschäftigt. Freiheit ist ein starker Begriff. Es gibt viele Arten von Freiheit: politische und religiöse Freiheit, Freiheit im ökonomischen Sinne, etc. ... Interessanterweise offenbart erst das Fehlen dieser Freiheiten ihren Wert.
Neben diesen Handlungsfreiheiten gibt es die Frage nach der Willensfreiheit. D.h. neben den ‚äußerlichen’ Formen von Freiheit erhebt sich die Frage nach der ‚innerlichen’ Freiheit. Bin ich im Innersten frei? Kann ich wollen, was ich will?
Subjektiv und spontan werden die meisten Menschen diese Frage bejahen. Man glaubt, man könnte immer auch anders. Aber bin ich und mein Gehirn nicht in vielfältiger Weise bestimmt, determiniert? Legen uns die Gene und die Erziehung fest? Ist der freie Wille nicht eine Täuschung, eine nützliche Illusion? Würde dann das Leben ohne freien Willen nicht Wert und Sinn verlieren?
Die Debatte um die Willensfreiheit ist in letzter Zeit wieder aufgeflammt. Führende Hirnforscher fanden in Experimenten die vermeintliche Unfreiheit teilweise bestätigt. Fällt unser Gehirn nicht schon vor unserem Bewusstsein die Entscheidung? Sind wir Menschen nur komplizierte Maschinen?
Das Problem der Freiheit wird hier zu einem zutiefst praktischen Problem. Freiheit heißt Verantwortlich-Sein. Dies beinhaltet Schuldfähigkeit und Strafbarkeit. Es gibt aber Handlungen im Affekt, welche zu mildernden Umständen führen. Die Rechtsprechung gesteht also gewisse Unfreiheiten zu. Werden in Zukunft mehr Täter aufgrund von Defekten im Gehirn von ihren Taten (teilweise) freigesprochen? Ersetzen moderne Hirnforscher die göttliche Erlösung? Spricht nun die Gehirnforschung frei von Schuld?
Muss der Mörder morden; wie getrieben ist der Trieb-Täter? Soll der Begriff ‚Schuld’ getilgt werden?
An diesem Abend wird die philosophische Tradition zu Wort kommen, andererseits sollen naturwissenschaftliche Erkenntnisse und die entsprechenden praktischen Problemkreise thematisiert werden.
Sind Sie frei, sich mit derartigen Gedanken zu beschäftigen, gar einen entsprechenden Vortrag zu besuchen?
„Denn was ist Freiheit! Dass man den Willen zur Selbstverantwortlichkeit hat.“
Friedrich Nietzsche, Götzen-Dämmerung (In: Sämtliche Werke, Kritische Studienausgabe Band 6, hg. von G. Colli und M. Montinari, München 1999, S. 139)

Politische Philosophie
Der Mensch ist und bleibt ein gesellschaftliches Wesen. Schon Aristoteles bezeichnete den Menschen als ‚zoon politikon’, als politisches, soziales Tier. Wir sind aufeinander angewiesen. Kein Mensch könnte ohne andere Menschen überleben – die ersten Lebensjahre verdeutlichen dies eindringlich.
So gesehen versucht die Philosophie die Formen der Vergesellschaftung zu durchleuchten. Die politische Philosophie ist ein zutiefst praktischer Teil der Philosophie. Immer wieder haben bedeutdende Denker wichtige Impulse in Richtung Aufklärung, Demokratie und Menschenrechte gegeben.
Was steht dahinter? – das ist die philosophische Frage schlechthin. Gerade was die Politik und Fragen der sozialen Gerechtigkeit betrifft, ist Philosophie gefragt. Fernab vom alltäglichen politischen Hickhack sollen die Wesenszüge von Staatskonzeptionen betrachtet und hinterfragt werden. Wie soll ein gerechter Staat konzipiert werden? – das war schon eine wesentliche Frage, die Platon beschäftigte.
An diesem Abend werden klassische Konzepte vorgestellt; es werden aber auch aktuelle Problemlagen diskutiert:
Was hat Immanuel Kant mit der UNO zu tun? Ist es legitim Verbindungslinien von Thomas Hobbes mit der FPÖ zu suchen? Ist angesichts der EU-Erweiterungen die Devise von Leopold Kohr ‚small ist beautiful’ wichtiger denn je? Darf mit Platon die Demokratie hinterfragt werden? Sind bestimmte Politiker Machiavellisten? Im Lichte terroristischer Bedrohungen: Wie sind die Bedürfnisse nach Sicherheit und die Menschenrechte zu vereinen? Sind wir mitten im ‚Kampf der Kulturen’ (Samuel Huntington)? Oder: Haben wir ‚Das Ende der Geschichte’ (Francis Fukuyama) erreicht, indem wir Demokratie und Marktwirtschaft installieren? Leben wir in Österreich im besten aller möglichen politischen Systeme? Überfordert uns die Globalisierung?
„Schluss: Werden wir, was wir noch nicht sind: gute Nachbarn der nächsten Dinge.“
Friedrich Nietzsche, Nachgelassene Fragmente
(Friedrich Nietzsche, Fragmente IV (1877–79), Notizbücher – Juli 1879 (31). In: Sämtliche Werke, Kritische Studienausgabe Band 8, hg. von G. Colli und M. Montinari, München 1999, S. 588)

Menschenbilder – was ist der Mensch, was ist er wert?
Aufgabe der Philosophie ist es allgemeine und grundlegende Menschheitsfragen zu thematisieren. Die Frage ,Was ist der Mensch' wurde von Immanuel Kant als fundamentalste aller philosophischen Fragen klassifiziert – die philosophische Königsfrage schlechthin.
Das Bild vom Menschen bestimmt das Denken und Handeln, es prägt die Gesellschaft und die Politik. Ist der Mensch dem Menschen ein Wolf, so werden im Staat auch entsprechende Gesetze verabschiedet.
Die Fragestellung ist auch zeitlos. Erst unlängst hat sich wieder die Debatte um die Evolution oder das intelligente Design entzündet. Sind wir gewollte Krone der Schöpfung oder doch nur Zufallsprodukt? Regiert das Unbewusste und die Triebe oder sind wir vielmehr vernunftbegabtes Abbild Gottes?
Im Lichte der modernen Wissenschaften stellen sich aber auch ganz neue Fragen. Darf der Mensch mit Hilfe der Gentechnik seine Zukunft selbst in die Hand nehmen? Wird der Mensch zum Wesen, dass seine eigene Evolution selbst weitertreibt? Korrumpieren diese neuen Machbarkeiten dann den Menschen? Gehen wir einem zweiten Sündenfall entgegen
In Zeiten, in denen man oft vom ,Humankapital' (Unwort des Jahres 2004) spricht, stellen sich folgende Fragen: Wo liegt eigentlich der Wert des Menschen? Gibt es eine unverrückbare Würde des Menschen? Wie universell sind die Menschenrechte? Im Umkreis aktueller Fragestellungen werden an diesem Abend die verschiedenen philosophischen Menschenbilder nachgezeichnet: vom christlichen Standpunkt bis zu Darwin und Freud, von den französischen Existenzialisten zu Kant, Marx, Nietzsche, Gehlen und Anders.
Denn: sich mit dieser Frage zu beschäftigen, ohne endgültige Klärung zu erwarten, ist schon ein Teil der Antwort auf diese Frage.
"[Der Mensch löst] die Schranke seiner ansichseienden Unmittelbarkeit auf, so daß er deshalb gerade, weil er weiß, daß er Tier ist, aufhört, Tier zu sein […]." (G. W. F. Hegel, Vorlesungen über die Ästhetik I)

Das Religionsproblem – vom Wissen und vom Glauben
Neben vielen Gemeinsamkeiten gibt es auch einen zentralen Unterschied zwischen Religion und Philosophie: die Frage nach dem Göttlichen. Die Religion bejaht diese Frage, die Philosophie zweifelt, ja sie muss zweifeln.
Glauben ist eine zutiefst menschliche Angelegenheit – das Zweifeln aber ebenso. Und so gibt es in der philosophischen Tradition Gläubige, Ungläubige und Unentschlossene.
Vom vermeintlichen Nachruf auf die Religion kommt es heute wieder eher zu einem Rückruf: viele Bereiche werden wieder spiritualisiert – in erschreckendem Maße auch weitreichende politische Entscheidungen und Entwicklungen. Verständlicherweise sucht der Mensch in seiner Begrenztheit das Vollkommene, und er findet dies im Glauben. Der Zweifler hingegen sieht im Glauben nur das Konstrukt, das – ob es Gott gibt oder nicht – wirkt. Überdies versuchen heute Hirnforscher, Genetiker und Neurotheologen die religiösen Erlebnisse mit Hirnströmen oder Gottesgenen zu entlarven.
Das Religionsphänomen als Projektion, als Opium, als messbare Aktivität des Gehirns?
Interessanterweise gibt es viele gesicherte Belege die beweisen, dass gerade gläubige Menschen ein zufriedeneres und längeres Leben haben: Religion als evolutionärer Vorteil?
An diesem Abend soll ein Einblick in die Gedanken der wichtigsten Philosophen zu diesem Thema gegeben werden. Die klassische Religionskritik – von Xenophanes bis Feuerbach – soll ebenso besprochen werden, wie aktuelle Strömungen, Debatten und Fragen.
Was vermag dabei die Philosophie überhaupt zu leisten? Sind die Bereiche Glauben und Wissen ohnehin nicht zu vereinen?
"Es gibt allerdings Unaussprechliches. Dies zeigt sich, es ist das Mystische." (Ludwig Wittgenstein, Tractatus logico-philosophicus, 6.522)

Hier und Jetzt – eine philosophische Gegenwartsanalyse
Es ist alles sehr kompliziert. Und es ist auch seit den Tagen, wo der ehemalige Volksvertreter diese weisen Worte von sich gab, um einiges komplizierter geworden. Wir leben in einer globalisierten, höchst technisierten und artifiziellen Welt. Die Welt ist komplex und gefährlich. Uns bedrohen der Terror und die Weltwirtschaft, die Naturkatastrophe und die Informationsflut, der Krieg und die Beziehungskrise. Reicht uns die Flucht in mediale Zerstreuungswelten?
Eine philosophische Gegenwartsanalyse meint zweierlei: was sind aktuelle Themen und Strömungen der Philosophie – und wie kann unsere heutige Welt philosophisch grundlegend betrachtet werden?
Obwohl wir nicht die Ersten sind, die ihr eigenes Zeitalter als das Spannendste erkennen wollen, so ist unsere Zeit eine enorm dynamisch-beschleunigte und vernetzt-labile. Das ganz Neue ist das große Zusammenwachsen – die Globalisierung. Auch können wir uns nun selbst auslöschen. So scheint jeder Fortschritt auch mit einem nicht minder hohen Preis erkauft. Dies sind dann die Paradoxien der Moderne.
Von Adorno und Anders bis zu Safranski und Sloterdijk, von der Medienproblematik zum Weltbürgertum und dessen Bedrohung durch den Terror, von der Atombombe zum neuen (weil gentechnisch optimierten) Menschen soll philosophiert werden. Wenngleich Philosophie ein gefährliches Unterfangen ist...
"Dem zum Wissen Gekommenen wird rückwirkend klar, was er am Nichtwissen hatte.“ (Peter Sloterdijk, Sphären: Band 3 – Schäume, S. 200)

Mann versus Frau – eine philosophische Synthese
Eros war einmal ein Gott ... Heute dient das Wort meist als Vorwort eines Centers, in dem rasch eine Ware konsumiert wird. Überhaupt scheinen sich die klassischen Vorstellungen von Frau und Mann aufzulösen. In postmoderner Lesart tauchen dann neue Wahlmöglichkeiten auf: vom neuen Mann zum Single oder zur Patchworkfamilie, vom Lebensabschnittspartner und der seriellen Monogamie zur Rückbesinnung auf die animalischen (= evolutionsbiologischen) Wurzeln zur Erklärung des Seitensprungs. Sind wir doch eher Getriebene?
Die Eros-Problematik darf als Brennpunkt vielfältiger Fragestellungen gesehen werden: Das Leib-Seele-Problem ist virulent und auch das Problem der Freiheit. Regieren die Triebe, das Es, oder ist doch das Ich der Herr im eigenen Haus? Soll die Sexualität befreit werden und dadurch befreien oder lieber doch unter Verschluss gehalten werden?
Eine kritisch-entspannte Analyse im Blick auf die Tradition der Philosophie tut Not. Von der platonischen Liebe und Hegels Dialektik der Liebe zu Schopenhauers Metaphysik der Geschlechtsliebe und Kierkegaards Tagebuch des Verführers. Frau, Mann, Liebe, Eros, Sex: Ohne Anspruch auf endgültige Antworten offenbaren sich interessante Gedanken zum pikantesten philosophischen Randthema.
Eines ist ohnedies sicher: Der Gott Eros ist fintenreich und zeigt sein Blatt nie zur Gänze.
"Nämlich Liebe ist nichts anderes als Lust, verbunden mit der Idee einer äußeren Ursache (...) .“ (Spinoza, Ethik III, Lehrsatz 13)

Vom Glück – auf den Spuren philosophischer Glücksvorstellungen
Älter als die Philosophie ist die Sehnsucht nach dem Glück und der Glückseligkeit. Durch die Zeiten bestehen die Fragen: Was ist Glück? Was macht mich glücklich? Was ist ein glückseliges Leben?
Ein Blick auf die Tradition der abendländischen Philosophie eröffnet interessante Perspektiven. Fernab von diversen 10-Punkte-Programmen zum Glück werden die Glückskonzepte klassischer Denker reflektiert und auch durch Textlektüre und Textinterpretation vorgestellt. Nicht nur ein Rundgang im Garten des Epikur scheint angebracht, auch die kühlen Analysen von Aristoteles und der tiefe Pessimismus von Schopenhauer erhellen die Problematik. Aber ebenso sind die moderne Hirnforschung und die experimentelle Psychologie gefragt. Lassen sich Philosophie und die harten Tatsachen der Naturwissenschaften vereinen? Gibt es 6 Milliarden Wege zum Glück oder ist das Glück nicht von dieser Welt?
Schließlich bleibt noch die Frage, ob man durch das Denken zum Glück gelangt ...
"Und in der Tat bietet die Philosophie Genüsse von wunderbarer Reinheit und Beständigkeit.“ (Aristoteles, Nikomachische Ethik 1177 a 25)

Denkfiguren des Todes – ars moriendi
Der Tod ist und bleibt die ultimative Grenze. Gleichzeitig und paradoxerweise ist er ein Bestandteil des Lebens. Das Leben ist uns nun einmal mit der Bedingung des Todes geschenkt.
Analog zur ökonomischen These vom knappen Gut verdanken wir die Freude am Leben – ja das wertvolle Leben – dieser Grenze des Todes. Philosophieren heißt nun, das Leben im Bewusstsein dieser Grenze zu reflektieren und zu gestalten. Gemäß der stoisch-gelassenen Lebenshaltung ist die Kunst des Lebens nichts anderes als Sterben lernen.
Im Blick auf die Geschichte der Philosophie lassen sich erhabene wie befreiende Worte auflesen. Vom Tod des Sokrates über die stoische Tradition bis hin zu aktuellen Fragestellungen im Lichte der Anti-aging-Medizin soll der Bogen gespannt werden. Klassische Texte werden dabei vorgestellt und interpretiert. Auch sollen Todes- und Jenseitsvorstellungen in verschiedenen Religionen und Kulturen andiskutiert werden. Das Nachdenken über den Tod hat nun einmal vor allem zu Lebzeiten einen Sinn!
"Tue nicht, als wenn du Tausende von Jahren zu leben hättest. Der Tod schwebt über deinem Haupte. Solange du noch lebst, solange du noch kannst, sei ein rechtschaffener Mensch.“ (Marc Aurel, Selbstbetrachtungen IV. Buch: 17)


Über Freundschaft – eine philosophische Zusammenschau
Freundschaften werden bei jung und alt als essenziell betrachtet; auch die Glücksforschung unterstreicht den Wert der Freundschaft(en) für das persönliche Glück und Wohlbefinden. Über viele Philosophengenerationen hinweg wurde dieses Thema immer wieder reflektiert. Ohne zu stark in das Psychologische bzw. Therapeutische vorzudringen, sollen an diesem Abend die philosophischen Grundgedanken zum Thema Freundschaft vorgestellt und diskutiert werden.
Warum brauchen wir Freunde, warum überhaupt Mitmenschen zum Leben und Überleben? Wann beginnt Freundschaft, wie weit reichen Freundschaften und was zeichnet sie aus? Gibt es einen prinzipiellen Unterschied zwischen (romantischer) Liebe, Freundschaft und anderen Beziehungsformen. Kann man mit der ganzen Menschheit befreundet sein, oder ist die Freundschaft mit und zu sich selbst schon äußerst problembehaftet? Ändern sich im 21. Jahrhundert die Möglichkeiten der Freundschaft zunehmend? Heißt nicht letztlich Freunde und Freundinnen wählen gleichzeitig auch Antipathien festzuschreiben, ja 'Feinde' zu definieren?
Freundschaft heißt Wählen-Können. Die ursprünglichen und familiären Bande bedürfen ja keiner Wahl. Wir sind In-die-Welt-Geworfene und unsere ersten freien Entscheidungen beziehen sich auf die Wahl des Freundesumfeldes.
Letztlich 'brauchen' wir andere um unser Selbst zu schaffen!
"Wir sind, was wir sind, durch unser Verhältnis zu anderen." (G. H. Mead, Geist, Identität und Gesellschaft aus der Sicht des Sozialbehaviorismus, hg. v. Charles W. Morris, Frankfurt am Main, 8. Auflage 1991, S. 430)

 

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